Bücher in der MCL: Ralf Gründer, Verboten: Berliner Mauerkunst, 2007

  • by BLITZEN

Die am 13. August 1961 von der DDR errichtete Berliner Mauer trennte fast 30 Jahre lang die heutige Hauptstadt Berlin in Ost und West. Von 1975 bis zum 9. November 1989 bestand der sogenannte „antifaschistische Schutzwall“ aus den noch heute geläufigen 3,60m hohen und 1,20m breiten Mauersegmenten, die durch eine Betonröhre nach oben hin begrenzt wurden.

Obgleich die Mauer auf DDR-Boden stand und somit auch einige Meter auf Westseite offiziell Ost-Territorium waren, wurde die Grenze durch Soldaten nur von Osten aus kontrolliert. Diese Tatsache ermutigte in den ersten Jahren einige politische Aktivisten ihre Kommentare, Anklagen und Nachrichten mit Sprühdose und Pinsel von Westen auf die Mauer zu schreiben. Auch Touristen nutzten die freien Flächen und brachten Erinnerungsgraffiti und politische Sprüche an. Da dies von Westseite nicht geahndet und von der Ostseite nicht übertüncht wurde, zeigte die Grenzmauer um 1980 ein Sammelsurium individueller Spuren ihrer Besuchenden, die vor allem Spruchgraffiti auf ihr hinterließen.

Ralf Gründers „Berliner Mauerkunst“  hat die Folgejahre im Fokus, in welchen lokale und internationale Künstler wie Christophe Bouchet, Theirry Noir, Indiano, Kiddy Citny, Richard Hambleton oder Keith Haring die Wand als ihre Leinwand entdeckten. Anders als viele Fotobände zur Berliner Mauer zeigt das Buch nicht die Bilder eines Fotografierenden, sondern Gründer trägt Archive diverser Mauerfotografen der 80er Jahre zusammen, ordnet ein und liefert umfassende Hintergründe zu den Werken. Der Autor recherchierte zudem Archivmaterial von Aktionskünstler*innen, Musiker*innen und Filmemacher*innen um möglichst detailgetreu nachzuzeichnen, welche Mauerkunst wann und wo auf der Westseite stattgefunden hat.

Das Buch dürfte somit in Umfang, Vollständigkeit und Informationsdichte das wohl umfassendste Werk zur Kunst auf der Berliner Mauer sein.

Mehr zur Berliner Mauer finden Sie in unserem Katalog.

Fotos: Steffen Köhler     Text: Sascha Blasche