Bücher in der MCL: AMSTERDAM ON TOUR. The early signs of Dutch graffiti. 2019.

  • by BLITZ EN

Als die New Yorker Tradition des Graffiti Writing Anfang der 1980er Jahre durch Filme und Bücher wie Subway Art, Wild Style! und Style Wars weltweit Aufmerksamkeit und vor allem Nachahmer fand, war das sogenannte Namewriting vielerorts ein gänzlich neues Phänomen.

Amsterdam nimmt in Europa diesbezüglich jedoch eine Sonderrolle ein. Zwar finden sich auch hier in den siebziger Jahren Parolen, Sprüche und Kritik zu aktuellen politischen Themen wie dem Ausbau der Metro oder der städtischen Wohnungspolitik, durch das Aufkommen der Punkbewegung ändert sich aber die Intention „vom Aktivismus zum Egoismus“. Da die illegal angebrachten Slogans oft jahrelang in der Stadt zu sehen sind, nutzen vor allem Punkbands und deren Fans diese Tatsache aus um mit ihren Namen im Stadtbild zu werben.

In AMSTERDAM ON TOUR zeichnet der Writer AGAIN nach, wie aus dieser Bewegung das Schreiben von individuellen Pseudonymen einer neuen Generation hervorgeht. Denn bereits 1979, Jahre bevor Graffiti Writing aus Amerika nach Europa kommt, ist Amsterdam übersät von den Signaturen von THE DUMB, KODIAK STONE, VENDEX oder N-POWER.

Parallel zur Entwicklung der Tags zu teils aufwändigen kalligrafischen Schriftzügen, oft kombiniert mit figurativen Elementen, greifen Plakat- und Schablonenkünstler wie Hugo Kaagman und Diano Ozon zudem die Bildsprache und den Stil der Street Art vorweg.

Als ab 1983 die Yaki Kornblit Galerie nicht nur New York Graffiti ausstellt, sondern auch Writer wie SEEN, FUTURA, BLADE und ZEPHYR einlädt, hinterlassen diese ihre Spuren in der Stadt und beeinflussen die bereits existierende Szene. Locals wie SHOE, DELTA und JEZIS adaptieren die Form der Pieces und prägen mit ihren Styles seit Mitte der 80er Jahre entscheidend den Stil der aufkommenden Graffitiszene in Mitteleuropa. 

Das Buch dokumentiert mit einmaligen historischen Fotos und Interviews den Übergang zweier unabhängiger Arten des Namewritings im Amsterdam der achtziger Jahre.

Fotos: Steffen Köhler     Text: Sascha Blasche

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