Bücher in der MCL: Jürgen Große, URBAN ART PHOTOGRAPHY, 2008

  • by BLITZ EN

Berlin gilt heute als Weltmetropole für Graffiti, Street Art und Urban Art. Während sich in den späten 1980er Jahren das Ende der goldenen Ära im Graffiti-Mekka New York abzeichnete, läutete der Fall der Mauer ein neues Zeitalter in Europa ein. Keine zehn Jahre nachdem vor allem Motive nach dem Vorbild aus Übersee in Berlin das Stadtbild dominieren, beginnt sich ein neues, artverwandtes Phänomen zu etablieren. Zeuge und Beobachter der aufkommenden Urban Art ist Jürgen Große, der damals bereits seit zwei Dekaden Kunst im öffentlichen Raum fotografiert. Neben Adbusting, skulpturalen Werken und oft zufällig erscheinenden Kuriositäten, dokumentiert er auch den Einsatz neuer Stilmittel wie Schablonen, Sticker, Plakate und vor allem Streichfarbe. Diese Werkzeuge verändern die Formensprache der Bilder, ermöglichen das Malen an zuvor schwer zugänglichen Stellen und in teils monumentalen Ausmaßen.

Das Spielfeld von Akteuren wie NOMAD, SWOON, BANKSY oder Brad Downey sind vorrangig die Ostbezirke der Hauptstadt, die mehr öffentlich zugängliche Freiflächen bieten. Doch Große erforscht auch Baustellen, leerstehende Gebäude, „Hidden Places“ und Hinterhöfe, die zunehmend ebenbürtige Leinwände für die Arbeiten von AKIM, 6, SPAIR, ZAST, KRIPOE, LOST SOUL und IDEE sind. Akribisch genau ist jeder Aufnahme Ort, Monat und Jahr hinzugefügt, sodass auch noch heute ein Vorher-Nachher-Abgleich möglich ist.

Urban Art Photography ist eine einmalige Dokumentation, welche die Anfänge einer Kunstform begleitet, die das Gesicht der Stadt heute prägt wie nie zuvor. Jürgen Großes Bildsprache fängt nicht nur die Werke ein, sondern bildet auch immer den Kontext des Stadtraumes mit ab. Dieses Zeitzeugnis erlaubt den Blick auf ein Berlin der 2000er Jahre, dass wie die meisten Arbeiten so heute nicht mehr existiert.

Fotos: Steffen Köhler     Text: Sascha Blasche

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