Bücher in der MCL: KUNSTFORUM International Bd. 260, Mai-Juni 2019

Im Juni 1982 widmet das KUNSTFORUM International dem Thema Graffiti einen kompletten Band (Bd. 50 „Wilde Bilder. Graffiti und Wandbilder“). Der vage Begriff umfasst damals sowohl antike Erinnerungsschriften, politische Murals, Fassadenkunst, ironische Sprüche und einige weitere Formen teils illegaler Interventionen im Stadtraum. Klassisches Graffiti-Writing, dass seit einer Dekade das New Yorker Stadtbild prägt und in ähnlichen Formen in Philadelphia und Los Angeles schon seit den 1960er-Jahren existiert, wird mit drei Fotos und einer halben Seite Text eher beiläufig erwähnt. In den Folgemonaten sollte Writing durch Filme und Bücher jedoch weltweit in westliche Gesellschaften getragen werden und zu einer globalen Bewegung reifen.

Nach 37 Jahren ist Graffiti im Mai 2019 erneut übergreifendes Thema des Kunstmagazins. Doch ist dieses Mal klarer definiert was mit dem Titel gemeint ist: Writing nach dem New Yorker Vorbild und gegebenenfalls daraus entstehende Kunst. So wird Writing nicht lexikalisch erklärt und ein Glossar an Szenebegriffen anbei gegeben, sondern Larissa Kikol versammelt große und kleine Namen der Szene und gibt einen Status Quo von Graffiti in Mitteleuropa.

Aus kunsthistorischer Perspektive werden ausgewählte AkteurInnen vorgestellt und ihr Schaffen analysiert und eingeordnet. Dazu gehören CLINT176 (Berlin), SAEIO (Paris), SUSIE (Berlin) und HAMS (Marseille). So werden aber auch die Städte Berlin als stilistischer Schmelztiegel der heutigen Szene und München als umfassend dokumentiertes Beispiel für europäische Frühwerke Anfang der 1980er-Jahre porträtiert.

Eine umfangreichere Definition des Graffiti-Begriffs (Stadtmarketing und Urban Art) wird in dem Text von Robert Kaltenhäuser und Georg Barringhaus behandelt.

In umfangreichen Interviews geben zudem Henry Chalfant, Martha Cooper, RAP, 1UP und der Graffiti-Anwalt Dr. Patrick Gau sowie MOSES & TAPS™ Einblick in ihre Arbeit.

Fotos: Steffen Köhler     Text: Sascha Blasche

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