
Bücher in der MCL: Craig Castleman. Getting Up. Subway Graffiti in New York
Getting Up. Subway Graffiti in New York – Craig Castleman, 1982.
Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der High School of Art and Design in Manhattan unterstütze Craig Castleman Ende der 1970er Jahre seine Schüler*innen bei der Umsetzung eines Büchleins (NASTY STUFF) zu ihrem favorisierten Thema: Graffiti auf der New Yorker Subway. Angeregt durch die Arbeit an diesem für ihn neuen Thema, verbrachte Castleman die folgenden Jahre damit, das Phänomen genauer zu untersuchen. Das Ergebnis ist seine 1982 veröffentlichte Dissertation „Getting Up. Subway Graffiti in New York.“.

Neben Andrea Nellis „Graffiti a New York“ ist das Werk eine der ersten wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema überhaupt. In neun umfassenden Kapiteln gibt Castleman detaillierte Einblicke in die Geschichte, Beweggründe, Erfahrungen und Herangehensweisen der New Yorker Sprüher*innen. Er beleuchtet so das für Außenstehende oft schwer nachzuvollziehende System, in dem sich die Writer*innen bewegen. Es werden nicht nur die verschiedenen Formen von Graffiti analysiert, auch wird über szeneinterne Hierarchien, Regeln und Verhaltensweisen aufgeklärt.

Auch die Antagonisten, wie die MTA (Metro Transit Authority), Polizei und Politik sowie ihre verschiedenen Vorgehensweisen und Projekte zur Eindämmung, finden sich in Getting Up wieder. Zudem stellt Castleman Organisationen wie die NOGA (Nation of Graffiti Artists) und UGA (United Graffiti Artists) vor, welche versuchten Writer*innen mit Leinwand- Arbeiten und Galerie-Shows in den Kunstmarkt einzuführen.

Während vor allem in der europäischen Forschungsliteratur zu Graffiti durch Über- und Fehlinterpretationen das Phänomen als rebellisches Aufbegehren ökonomisch, sozial und politisch marginalisierter Jugendlicher verklärt wird, gilt Getting Up durch die rein deskriptive und analytische Beschreibung von Writing auch heute noch allgemeingültiges Standardwerk zum Thema.
Text: Sascha Blasche Fotos: Sebastian Kläbsch