BÜCHER IN DER MCL: Gusmano Cesaretti. STREET WRITERS. A Guided Tour of Chicano Graffiti.

  • by Anne Schmedding

STREET WRITERS. A Guided Tour of Chicano Graffiti. Gusmano Cesaretti. 1975.

Die Wurzeln der globalen Graffiti-Bewegung liegen im New York der späten 1960er Jahre. Aus den einfachen Schriftzügen entwickelten sich über die Jahre erst simple, schnelle Pieces und spätestens Anfang der 1980er Jahre aufwändige, meist bunte Masterpieces auf den Zügen der New Yorker Subway. Doch schon früh gab es auch in anderen Regionen Amerikas ähnliche Formen des Namewritings.

Neben zum Beispiel Philadelphia blickt auch Los Angeles auf eine eigenständige Kultur des Schreibens von Namen im öffentlichen Raum zurück. So veröffentlichte der Fotograf Gusmano Cesaretti bereits 1975 mit STREET WRITERS – A Guided Tour of Chicano Graffiti ein dokumentarisch angelegtes Büchlein, das dem regionalen Phänomen in L.A. Aufmerksamkeit schenkte und in zahlreichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen die kryptischen Lettern und Nummern festhielt.

Die Bilder sind auf einer Tour durch Los Angeles entstanden, welche Cesaretti zusammen mit Charles „Chaz“ Bojórquez unternahm. „Chaz“ war bereits seit 1969 als plaquito / Writer in den Straßen der Stadt aktiv und klärte den Fotografen nach und nach über die Bedeutung, die Ursprünge und die Eigenheiten des sogenannten Cholo-Styles auf. So entlehnt der Stil kalligrafische Elemente aus der gotischen Schrift und die meist einfarbigen Schriftzüge sind individuelle Namen oder Gang-Namen, oftmals verbunden mit der Straßennummer, ähnlich wie im New York Writing. Der territoriale Aspekt steht bei den Chicano Graffiti im Vordergrund und die Namen wurden ursprünglich mit dem Pinsel, dann aber zunehmend mit Sprühdose und Marker angebracht.

Neben einleitenden Texten beinhaltet das Fotobuch verschiedene Regional-Kapitel, grobe Angaben zum Ort der Aufnahmen, zu den Urhebern und der Bedeutung ihrer Signaturen. Die unabhängig vom New York Graffiti entstandene Form des Namewritings erinnert an die Pixação aus São Paulo und prägt auch nach über 40 Jahren noch das Stadtbild sowie den Graffiti Style der Stadt.

Text: Sascha Blasche  Fotos: Sebastian Kläbsch

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