BÜCHER IN DER MCL: SPRAYCAN ART. Henry Chalfant and James Prigoff. 1987.

Der legendäre SUBWAY ART-Bildband von Martha Cooper und Henry Chalfant bereitete Graffiti-Writing erstmals zusammenfassend auf und dokumentierte das anfängliche simple Namewriting sowie die folgende Entwicklung der Motive zu Masterpieces auf der New Yorker Subway. Neben Filmen wie Style Wars, Wild Style! oder Beat Street exportierte das Buch das zuvor lokal begrenzte Phänomen und gab so den Startschuss für eine globale Graffiti-Bewegung.

Das drei Jahre später erschienene SPRAYCAN ART von 1987 zeigt die Auswirkungen, die der Graffiti-Boom weltweit zwischenzeitlich hatte. Henry Chalfant und James Prigoff legen ihr Augenmerk dabei klar auf meist aufwändig gestaltete legale New Yorker Wandproduktionen, auch von bekannten Train-Writern wie LEE, SEEN, T-KID oder REVOLT, welche bei SUBWAY ART noch keine große Rolle spielten. In diesen Hall of Fame-Pieces, Murals und Auftragsarbeiten stehen figürliche Motive mehr im Vordergrund und der Fokus liegt auf den mittlerweile erreichten hohen handwerklichen Fähigkeiten der Writer*innen.

Neben den Five Boroughs wird auch das Geschehen in amerikanischen Städten wie Philadelphia, Chicago, San Francisco oder Los Angeles beleuchtet. Obgleich die New Yorker Writer*innen stilprägend für die erste Graffiti-Welle waren, zeigen sich vor allem im europäischen Raum bereits wenige Jahre später eigenständige Styles in London, Amsterdam oder Paris. Neben den Schriftzügen prägen traditionelle Motive wie Comic-Figuren, Subway-Züge oder Bodé-Character dennoch ganz nach dem Vorbild aus Übersee die meisten Bilder.

SPRAYCAN ART dokumentiert nicht nur die schnelle Ausbreitung der Writing-Bewegung von Berlin bis Sydney und Cleveland bis Barcelona Mitte der 1980er Jahre, sondern zeigte den New Yorker Begründer*innen, dass ihre Kultur nicht lediglich nachgeahmt, sondern adaptiert, verstanden und weiterentwickelt wurde. Zwei Jahre bevor Graffiti auf den Subways des Big Apples zum Erliegen kommen sollte, präsentiert der Bildband Werke auf Wänden als nun fast gleichwertige Form von Graffiti.

Text Sascha Blasche Fotos Sebastian Kläbsch

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