ONE WALL von PAULA MARIE

Remember Resistance 33-45 Familie Heilmann

Die Berliner Streetart-Künstlerin Paula Marie hat auf der Fassade eines Mietshauses in der Habermannzeile 1C in Charlottenburg-Nord eine ONE WALL gestaltet. Die Bemalung fand im Rahmen einer Kooperation zwischen der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Stiftung Berliner Leben mit Unterstützung der Gewobag statt.

Die Wandarbeit beschäftigt sich mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und erinnert künstlerisch an Menschen aus dem Widerstand, nach denen die Straßen der Paul-Hertz-Siedlung und deren Umgebung benannt sind.

Paula Marie widmet sich in ihrem Mural dem Widerstand der Familie Heilmann. Zu sehen sind Ernst Heilmann, nach dem auch der angrenzende Heilmannring benannt ist, seine Frau Magdalena mit Tochter Eva sowie Else Behrend-Rosenfeld. Letztere wurde von der Familie während der NS-Zeit versteckt und versorgt.

Die vier Portraits hat Paula Marie als One-Liner gestaltet. In dieser für ihre Arbeit charakteristischen Zeichentechnik entsteht ein Motiv aus einer einzigen Linie. Durch die frei-quadratische Umrandung der einzelnen Gesichter und ihre Anordnung auf der Fassade erinnern sie nicht nur an Fenster im Gebäude, sondern auch an Stolpersteine.

Ernst Heilmann stammte aus einer jüdischen Berliner Familie. Er war Jurist und wurde als Mitglied der SPD 1928 in den Reichstag gewählt. Er war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten und verteidigte eindringlich die Demokratie. Nach dem Beginn der NS-Diktatur wurde Ernst Heilmann ab Juni 1933 von den Nationalsozialisten in verschiedene Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. Im April 1940 wurde er im Konzentrationslager Buchenwald ermordet.

Wegen ihres jüdischen und sozialdemokratischen Vaters war auch die älteste Tochter der Familie, Eva Heilmann, tiefgreifender Diskriminierung ausgesetzt. Sie musste 1933 die Schule wechseln und wurde später aus politischen und rassistischen Gründen nicht zum Studium zugelassen.

Ernst Heilmanns Frau Magdalena versteckte in den 1940er-Jahren Jüdinnen und Juden in ihrer Wohnung, um sie vor der Deportation zu schützen. Ihre Kinder unterstützten sie beim Aufbau eines Netzwerks zur Beherbergung und Versorgung untergetauchter Jüdinnen und Juden: Mehrmals versteckten sich Juden bei uns bzw. ließen wir anderswo Untergetauchten Nahrungsmittel zukommen. Ich konnte dafür in meinem Betrieb (…), wo es mehrere gegnerisch eingestellte Kollegen gab, von diesen Lebensmittelmarken besorgen.“ (Eva Heilmann, Quelle: Hans-Rainer Sandvoß, Widerstand in Kreuzberg, Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1996)

In einem Workshop hat Paula Marie mit Schülerinnen und Schülern der Anna-Freud-Schule das Motiv zum Thema erarbeitet. An zwei Tagen befasste sich die Gruppe mit der Geschichte der Familie Heilmann und lernte von der Künstlerin Techniken wie Scribbeln und One-Liner. Inspiriert von den Motiven der Schülerarbeiten setzte Paula Marie das Mural um. So werden Menschen aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Alltag erfahrbar gemacht.

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Produktion der One Wall von Paula Marie, Video: YES, AND… productions

Das Mural-Projekt wurde u.a. in Verbindung mit dem Projekt „Remember Resistance 33-45“ im Programm „Jugend erinnert“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien durchgeführt.

Über die Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin-Mitte ist ein Ort der Erinnerung an die Frauen und Männer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Mit einer großen Ausstellung, umfangreicher Bildungsarbeit und wissenschaftlicher Forschung informiert sie über den Widerstand. Die Gedenkstätte will zeigen, wie sich einzelne Menschen und Gruppen gegen die NS-Diktatur gewehrt und ihre Handlungsspielräume genutzt haben. Mehr Informationen HIER.

Feierliche Einweihung

Am 18. Oktober fand die feierliche Einweihung des Denkmals in Anwesenheit des Enkels der Familie Heilmann statt. Er sprach bewegende Worte vor einem Publikum von rund 50 Personen, darunter zwei Schulklassen der Anna-Freud-Schule, die Schulleiterin und Lehrerin, die Künstlerin Paula Marie, ein ganzes Team der Gewobag, einige Anwohner, Vertreter und Vertreterinnen der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand sowie der Stiftung Berliner Leben und einige Verwandte der Familie Heilmann und von Frau Rosenfeldt. Wir freuen uns über das aktive Engagement, das aktives Gedenken im öffentlichen Raum ermöglicht und die Straßennamen lebendig werden lässt.

Beteiligte Personen