- Urban Nation
- August 27, 2024

Der Künstler hinter dem Pseudonym SNYDER nimmt eine einzigartige Position in der Berliner Kunstwelt ein. Seine langjährige Tätigkeit als Architekt sowie seine Passion für Stylewriting sind die wichtigsten Antriebsfedern zur Konzeptualisierung einer neuen Ästhetik. […]
Der Künstler hinter dem Pseudonym SNYDER nimmt eine einzigartige Position in der Berliner Kunstwelt ein. Seine langjährige Tätigkeit als Architekt sowie seine Passion für Stylewriting sind die wichtigsten Antriebsfedern zur Konzeptualisierung einer neuen Ästhetik. Diese setzt er in Motiven um, die durch ihr Changieren zwischen majestätischer Harmonie und irisierender Kraft ins Auge stechen.
Seine Motive zeigen nicht selten die fragile Schönheit gefährdeter Tierarten, die seiner Kunst ein auratisches Moment verleihen. Auf unterschiedlichen Medien wie Papier, Leinwand oder Wandoberfläche entfaltet SNYDER mit der Sprühdose Schicht für Schicht das Tier als beseeltes Gegenüber. Die an den Farbsäumen der unterschiedlichen Schichten entstehenden Unschärfen geben der fehlende Tiefe unseres digitalen Abbildungsraumes ein Moment authentischer Wildheit zurück.
Zugleich imitiert SNYDER in jedem seiner Werke farbliche Abbildungsfehler, sogenannte chromatische Abberationen, die über analoge und digitale Abbildungsverfahren Eingang gefunden haben in unseren visuellen Kanon. Damit und mit Hilfe der Blautönung seiner Bilder stellt er die Unmittelbarkeit unserer visuellen Wahrnehmungsanker in Frage. Wer weiß schon wirklich, wie ein Zebra oder ein Tiger in ihrer natürlichen Umgebung aussehen? Durch unsere moderne Unfähigkeit über den Displayrand zu schauen, haben wir den Blick auf die natürliche Umwelt verlernt. SNYDERs Werke regen zum Wiedererlernen instinktiver Wahrnehmungsverhalten an. Um gesehen zu werden, adaptieren SNYDERs Tierwelten in ihrer Erscheinung den Stadtdschungel und nehmen jeden vorbeigehenden Betrachter aufmerksam ins Visier. Sie entwickeln eine Sogwirkung, der man als Passant nur schwer entkommen kann.
Text: Katja Aksenenka, Kunsthistorikerin
Fotos: Synder