Die Anna-Freud-Schule zu Gast im URBAN NATION

  • by Geneviève Debien

Die Studierenden und angehenden Erzieherinnen und Erzieher der Anna-Freund-Schule erarbeiten jedes Jahr präventive Angebote. Dieses Mal, am 29. Oktober 2021, kam die Projektgruppe „vorurteilsbewusste Rappädagogik”. Hier lernen die künftigen Pädagogen und Pädagoginnen den Jugendlichen einen bewussten Umgang mit der Kultur des Hip Hops zu vermitteln.

Ermöglicht durch die Stiftung Berliner Leben erlernten Sie im einem vierstündigen Workshop das Erarbeiten eigener Stencils. Sie erhielten auch eine Führung durch die Ausstellung „Martha Cooper: Taking Pictures“ im URBAN NATION Museum.

Es ging hier insbesondere darum, Methoden zur Erstellung von Schablonen zu erlernen, sowie der Umgang mit Werkzeugen, Materialien der Graffitiszene und nicht zuletzt das Gestalten mit der Spraydose, inklusive spezieller Tipps für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Der Ausstellungsbesuch gab den Teilnehmern und Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich von zahlreichen Werken renommierter Graffiti- und Streetart-Künstler inspirieren zu lassen. Die Dokumentarfotografin und bedeutendste Urban Art Fotografin der Welt Martha Cooper hält seit über 40 Jahren subkulturelle und vernakuläre Kunst und Architektur im urbanen Raum fest. Die Entstehungsgeschichte des Graffitis in New York City wäre ohne ihr fotografisches Werk nicht zu rekonstruieren. 

Der Bülowkiez ist – Stichwort site specific – auch Teil hiervon: mit One-Walls und Community-Walls. Viele Streetart-Künstler aus zahlreichen Ländern der Welt verewigten sich schon auf Fassaden und in Hauseingängen rund um das URBAN NATION Museum. Da drängte sich ein eine Wall-Art-Tour förmlich auf. Aus den unterschiedlichen Techniken und Stilen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ideen für ihre eigenen Schablonen sammeln. Auch ging es um die Entstehung und Hintergründe der Werke und die Geschichte der urbanen Kunst allgemein.

Auf Basis dieser dieser Inspirationsquellen gingen Schüler und Schülerinnen in die praktische Phase des Workshops über. Kaum in der Werkstatt angekommen, ließen sie sich von dem weltbekannten Streetart-Künstler Nafir überraschen. Gerade war er dabei, sein Werk im Eingangsbereich zu beenden, was einen hautnahen Einblick in den Arbeitsprozess des iranischen Künstlers ermöglichte. 

Daraufhin begrüßte der workshopleitende Künstler Marycula die Teilnehmenden und schon ging der kreative Prozess los. Erst fertigten die Schüler und Schülerinnen Skizzen für ihre Motive an und ließen sich dabei von den Dingen inspirieren, die ihnen wichtig sind. „Mir gefällt, dass ich in meinem Graffiti meine Weltsicht rüberbringen kann.” erzählte eine Schülerin. Sie wählte ein selbsterfundenes Symbol, welches Frieden und Toleranz unabhängig von Geschlecht und Sexualität zum Ausdruck bringt. Andere wählten den Namen ihrer Mutter, der Lieblingsband oder Symbole für Herbst oder Heimat. Nachdem alle ihre Skizzen gefertigt hatten, wurden diese mit speziellen Cuttermessern ausgeschnitten – filigran genug, um feine Details zu schneiden. Der Künstler gab hilfreiche Tipps zu bestimmten Methoden bei der Schablonengestaltung und auch Tricks diese einfach und sicher mit Kindern durchzuführen.

Mithilfe der fertigen Schablonen wurde draußen vor die Werkstatt gesprayt. Dank gegenseitiger Unterstützung gestalteten die Teilnehmenden lebendige Motive mit mehreren Farben. Doch waren die Überraschungen an diesem Tag nicht zu Ende: Martha Cooper selbst spazierte in die Werkstatt hinein und lächelte die Gruppe neugierig an. Schnell entstanden freundliche Gespräche, es wurden Erinnerungsbilder geschossen und sogar Autogramme verteilt. Nach insgesamt vier Stunden Workshop rundete ein gemeinsames Gruppenbild schließlich den ereignisreichen Projekttag ab, woraus die Gruppe ihrem Forschungsgegenstand näher gekommen ist: „Hip-Hop ist eine der größten und einflussreichsten Jugendkulturen. Grundsätzlich geht es dabei um die Selbstermächtigung, doch oft werden Inhalte missbraucht und falsch genutzt. Wir lernen in diesem Projekt Kontakt zu den Jugendlichen herzustellen und ihnen auch den kritischen Umgang mit der Kulturform zu vermitteln.”, so die leitende Lehrerin über das Projekt.

Beteiligte Personen