Bis 15. Mai 2022
Mit „Martha Cooper: Taking Pictures“ präsentiert das URBAN NATION Museum die bisher erste umfangreiche Retrospektive des fotografischen Werks Martha Coopers. Mithilfe von Fotografien und persönlichen Gegenständen zeichnet die sechs Jahrzehnte umfassende Ausstellung Martha Coopers Leben nach und würdigt sie als wichtige Dokumentaristin der weltweiten Urban-Art-Bewegung.
NEUE AKZENTE
Die Retrospektive im URBAN NATION Museum ist die erste Foto- und Dokumentarausstellung des Hauses. „Martha Cooper: Taking Pictures“ setzt neue Akzente im Museumsprogramm. Die Kuratoren Steven P. Harrington und Jaime Rojo (Brooklyn Street Art) haben in enger Zusammenarbeit mit Martha Cooper eine multimediale Ausstellung geschaffen, in der künstlerische Arbeiten und dokumentarisches Material gegenübergestellt werden.
Die Besucher*innen erhalten einen exklusiven Einblick in Martha Coopers Sammlung von Skizzenbüchern (sogenannten „Black Books“) und Erinnerungsstücken sowie in ihr umfangreiches Fotoarchiv. Zahlreiche Objekte aus ihrer persönlichen Sammlung kontextualisieren ihr Werk und seine kulturhistorische Relevanz.
GRAFFITI UND HIP-HOP
In den späten 1970er Jahren begann Martha Cooper mit der Dokumentation von Graffiti und Hip-Hop, einer Strömung, die bis dahin noch nicht unter diesem Namen bekannt war. Während sie ab 1977 als erste weibliche Fotografin bei der New York Post arbeitete, entwickelte sie ein Gespür für diesen kulturgeschichtlich wichtigen Moment. Vierzig Jahre später zeigt sich, dass es ihr mit ihren Fotografien auf eindrucksvolle Weise gelang, den Zeitgeist festzuhalten und der Urban-Art-Bewegung ein bleibendes Denkmal zu setzen.
„Historische Bewahrung ist mein Ding. […] Ich bin immer auf der Suche nach einem Bild, das in der Zukunft von Interesse sein könnte – einem Foto, das seine Zeit repräsentiert.“ – Martha Cooper
Gemeinsam mit Henry Chalfant publizierte Martha Cooper im Jahr 1984 das Buch „Subway Art“, das heute als die „Bibel des Graffiti“ gilt und der damals neuartigen Kunstrichtung zum Durchbruch verhalf. Die darin enthaltenen Fotografien dokumentieren die verborgene Subkultur junger Graffiti-Künstler*innen und ihrer illegalen Kunstwerke auf Tausenden Zügen in New York City. Aus heutiger Sicht ist die Veröffentlichung des Bildbands ein Meilenstein der zeitgenössischen Fotografie-Geschichte in Bezug auf die Dokumentation von Graffiti und Streetart. In der Ausstellung wird neben den ikonischen Fotografien aus „Subway Art“ das Original des Prototyps gezeigt, mit dem sich Chalfant und Cooper bei zahlreichen Verlagen um Veröffentlichung bewarben.
NEW YORK CITY UND STREET PLAY
Martha Coopers Aufgabenbereich bei der New York Post war vielfältig. Er reichte von der Dokumentation von Straftaten über Aufnahmen berühmter Persönlichkeiten bis hin zu sogenannten „Weather Shots“. Dabei handelt es sich um eine Serie von Einzelbildern, die als ganzseitige Abbildungen in der Zeitung erscheinen. Die bankrotte Stadt war gezeichnet von Armut und Elend. Gleichzeitig öffnete sich aber eine Fülle an Freiräumen für jene Menschen, die sich die Stadt kreativ aneigneten. Die Fotografin legte ihren Fokus darauf, das Lebensgefühl in New York City in den 1970er Jahren einzufangen. Viele der Bilder aus dieser Zeit sind in der Ausstellung zu entdecken.
Während einer Reise nach Haiti fotografierte Martha Cooper 1978 erstmals Kinder beim Spiel auf der Straße mit aus Fundstücken gebauten Spielzeugen. Zurück in New York suchte Martha Cooper am Ende jeder Schicht für die New York Post nach Motiven, mit denen sie ihre analogen Filme füllen konnte. Ein für sie wichtiges Subjekt waren auch hier Kinder, die ohne Aufsicht von Erwachsenen fantasievoll spielten. Fortan verfolgte Cooper dieses Thema in Manhattans Lower East Side sowie in vielen anderen Ländern der Welt.
SOWEBO/SOWETO
Die fotografische Gegenüberstellung des Viertels Sowebo (Abkürzung für Southwest Baltimore) in ihrer Heimatstadt Baltimore und der Siedlung Soweto (Southwest Township)
im südafrikanischen Johannesburg ist eines der zahlreichen Projekte, das von Martha Coopers ethnologischem Studium beeinflusst ist. Sie erkannte die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Gemeinden und machte diese zum Hauptthema dieser 10 Jahre umfassenden Bildreihe:
„Der Alltag auf den Straßen, Nachbarn, die sich zu Grillabenden versammeln, und Kinder, die mit Spielzeug ohne Batterien spielen – genau das ist es, was ich fotografisch einfangen möchte. Für mich legen diese Orte Zeugnis ab von einem unbezähmbaren menschlichen Gemeinsinn, der sich selbst angesichts überwältigender Widerstände durchzusetzen vermag.“ – Martha Cooper
Im Laufe der Jahre hat Martha Cooper mit zahlreichen Künstler*innen aus der ganzen Welt zusammengearbeitet. Ein Beispiel ist Keith Haring, der sich, den Praktiken von Graffiti-Writern folgend, den öffentlichen Raum aneignete und als einer der Ersten die Streetart-Bewegung anstieß. Im Vordergrund stand für Cooper dabei nicht das abgeschlossene Werk, sondern die Dokumentation der Arbeitsweise, der Techniken und Materialien. Zahlreiche Kunstwerke und Fotografien bezeugen diese Verbindungen und sind in der Ausstellung erstmalig zu sehen.
MARTHA REMIXED
Ein Teilbereich präsentiert in einer Gruppenausstellung 35 künstlerische Arbeiten, sogenannte „Remixe“. Diese wurden von Künstler*innen auf der Basis von Martha Coopers Fotografien, aber auch als Hommage auf sie und ihr Werk erstellt. Sie verdeutlichen den enormen Einfluss, den Martha Coopers Arbeiten auf Künstler*innen aus verschiedenen Generationen und Stilrichtungen der Urban-Art-Szene ausüben.
MURAL VON SETH
Der französischen Streetart Künstler SETH hat eigens für die Ausstellung ein zweistöckiges Wandbild im Inneren des Museums kreiert, das die Kapitel „Street Play“ und „Martha Remixed“ eindrucksvoll miteinander verbindet. Das großformatige Mural stellt die neueste Zusammenarbeit zwischen Martha und SETH dar, die eine langjährige Freundschaft verbindet.
INSTALLATION VON SELINA MILES
Die australische Filmemacherin Selina Miles begleitete Martha Cooper über ein Jahr hinweg für ihren Dokumentarfilm „Martha: A Picture Story“, der 2019 beim Tribeca Filmfestival in New York Premiere feierte. Eigens für die Ausstellung entwickelte Miles die Videoinstallation mit dem Titel „The Rushes“ aus vormals unveröffentlichten Szenen, die einen Einblick in Martha Coopers (Arbeits-)Alltag geben. Der Videotunnel bietet den Besucher*innen die Möglichkeit, Martha Cooper als Person zu erleben und ihr näherzukommen.
Beteiligte Künstler*innen:
Cey Adams, AFRO, Andres Art, Blanco, Mark Bodé, Bordalo II, Buster, C215, Carja, Victor Castillo, Cosbe, Daze, Jane Dickson, Owen Dippie, Ben Eine, Shepard Fairey, Freedom, Fumakaka, Futura, Grotesk, Logan Hicks, HuskMitNavn, Japao, James Jessop & Dscreet, Nicolas Lacombe, Justen Ladda, Lady Aiko, Lady Pink, The London Police, Mantra, John „Crash“ Matos, Nazza, Nunca, Okuda, Os Gêmeos, Alice Pasquini, Phlegm, Pixel Pancho, Dr. Revolt, Seth Globepainter, Skeme, Skewville, Skolas, Chris Stain, Tats Cru (Bio, BG183 and Nicer), Vhils, Ernest Zacharevic.
Photo Credits: Bilder 1,2,4,5,6,7 by Nika Kramer / Bild 3+8 by Victoria Tomaschko
(Direktion: Jan Sauerwald)
VIDEO VON DER ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG
MEDIAPARTNER
Die Ausstellung findet statt im Rahmen des EMOP Berlin – European Month of Photography
Das im Kontext der Ausstellung stattfindende Kunstvermittlungs-Projekt „Spiel Straße“ mit einer 5. Klasse der Otto-Wels-Grundschule Kreuzberg wird gefördert aus Mitteln des Projektfonds Kulturelle Bildung Berlin des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg.
WEITERE INFORMATIONEN ZUR AUSSTELLUNG
Leitung des Museums, Projektleitung
Jan Sauerwald, Stiftung Berliner Leben
Kuratoren
Steven P. Harrington, Jaime Rojo
Projektmanagement
Christiane Pietsch, Stiftung Berliner Leben
Ausstellungsproduktion
Michelle Houston, Reinaldo Verde, Samuel Walter, Florian Groß und Team YES, AND… Productions GmbH, Berlin
Ausstellungsarchitektur und Ausstellungsdesign
Malte Schurau, Carsten Cielobatzki, Tobias Kunz, Studio TK, Berlin, sowie
Michelle Houston, Reinaldo Verde, YES, AND… Productions GmbH, Berlin
Ausstellungsgrafik
Annette Dooman, Jean-Paul Laue, Studio TK, Berlin
Fotodruck
XL-Digitaldruck, Berlin
Großformate
Annette Herwegh
Rahmungen
Lovely Projects, Berlin
Hängung
Zehnpfennig+Weber, Berlin
Ausstellungsbau
Jens Rüberg und Fairnatic GmbH, Berlin
Pressearbeit
Nancy Henze, Gewobag AG
Onlinekommunikation
Beatrice Lindhorst, Steve Fiedler, Gewobag AG,
sowie Nicola Petek
Vertragsmanagement
Sophia Lux, Stiftung Berliner Leben
Finanzmanagement
Aune Tette, Jutta Zander, Stiftung Berliner Leben
Unser umfangreicher Audioguide kann begleitend zur Ausstellung genutzt werden. Er bietet die Möglichkeit, während des Rundgangs durch die Ausstellung auf dem eigenen Smartphone Martha Cooper, ihre Arbeit und ihr Leben intensiver kennen zu lernen. Die Geräte werden nach jeder Nutzung von unserem Personal sorgfältig desinfiziert.
Produktion: TON & SPOT Audiodesign, Berlin
Sound Design: Michael Hug
Produktionsleitung: Dr. Hans-Michael Brey, Aune Tette, Stiftung Berliner Leben
Konzeption, Redaktion und Regie: Katia Hermann
Lektorat DE: Romanus Fuhrmann, Christiane Pietsch, Hürden Riethmüller, Jan Sauerwald
Lektorat EN: Jeff Burrell
Sprecher DE: Romanus Fuhrmann, Hürden Riethmüller
Sprecher EN: Jeff Burrell, Marty Sander
Parallel zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Essays von Carlo McCormick, Steve P. Harrington und Jaime Rojo, Sean Corcoran, Susan Welchman, Akim Walta, Nika Kramer und Jan Sauerwald.
Das Hardcover enthält zahlreiche bisher unveröffentlichte Bilder der Fotografin, aufschlussreiche Interviews sowie Würdigungen von vielen ihrer Wegbegleiter*innen und kann im Museumsshop vor Ort oder per Bestellung via E-mail erworben werden.
Kosten: 39,00 € (im Falle einer postalischen Zusendung berechnen wir zusätzlich Porto)
Veröffentlicht von
URBAN NATION MUSEUM FOR URBAN CONTEMPORARY ART, Berlin und Steven P. Harrington, Jaime Rojo (Brooklyn Street Art)
Konzept
Steven P. Harrington, Jaime Rojo
Editiert von
Steven P. Harrington, Jaime Rojo, Dr. Anne Schmedding, Martha Cooper
Produktion
Dr. Anne Schmedding, Stiftung Berliner Leben
Übersetzung
Erik Smith, Katharina Weinstock
Copyediting
Erik Smith, Bärbel Müller, Christiane Pietsch
Titel, Typesetting and Design
StudioKrimm, Berlin
Bildbearbeitung
Nika Kramer