Die Offenen Familienwohnungen Falkenhagener Feld West und Heerstraße/ Maulbeerallee zu Gast im URBAN NATION

  • by Geneviève Debien

Vor sechs Jahren entstand das Konzept der Offenen Familienwohnungen im Bezirk Spandau. Dort wurde „die Vision eines gerechteren und sicheren Lebens der Menschen vor Ort“ entwickelt. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums wurde den Kindern des Quartiers ein Gutschein für Workshops im URBAN NATION überreicht.

Die Gruppen, Kinder der 3.-6. Klassen aus beiden Quartieren, kamen an zwei unterschiedlichen Tagen in den Osterferien und verbrachten dabei erlebnisreiche Tage.

Jedes Kind durfte – in Begleitung des pädagogischen Fachpersonals – an zwei Workshops teilnehmen und dabei Graffiti und Streetart kennenlernen.

Mit dem Künstler Markus Georg lernten sie am 14. April, wie ein Künstler auf der Straße und mit der Straße arbeitet – eigentlich die Grundsätze der Streetart. Es ging ihm dabei sogar um viel mehr:

„Und es gibt sie doch, die Seele“ – Gesichter in der Alltagswelt erkennen – nannte er seinen Workshop. Zuerst ging es auf die Straße rund um URBAN NATION mit der Aufgabe, Gesichter in der Umgebung zu finden. Damit „bekommen die Kinder den Auftrag ihre Umgebung unter einem speziellen Blick zu betrachten, um in Fenstern, Gullydeckeln oder Fahrradsitzen Gesichtsausdrücke und Emotionen zu erkennen.“ Und tatsächlich konnten sie überall welche finden, die ganze Straße war auf einmal voller Gesichter!

Nach diesen Eindrücken ließen die Kinder ihrer Fantasie auf dem Papier freiem Lauf: Sie bekamen großformatige Kopien mit fotografischen Motiven, Alltagsszenen aus der urbanen Landschaft: Fassaden, Trottoirs, Bäume und sogar Mülltonen lagen vor. Auch dort waren Gesichter, Wesen zu erkennen: Ihre Entdeckung konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nun Leuchtfarben, die im Dunkeln schimmern, malen. 

Nur war bei Tageslicht nichts zu erkennen. Doch im dunklen Vorraum konnte Markus Georg alle überraschen: Mit einem Blitz beleuchtete er kurz die Blätter und ließ eins der Kinder das Licht sofort ausschalten: Überraschungs- und Freudenschreie ertönten: Die Gesichter leuchteten unverkennbar im Dunkel! Mit nach Hause durften die Kinder nicht nur ihre Arbeit nehmen. Nachdem Markus Georg alle gemalten Kopien fotografiert hatte, schickte er lustige GIF-Animation, die von der Tages- zur Nachtsicht wechseln. 

„Bei Streetart spielt der öffentliche Raum eine große Rolle und wird hier auch von den Kindern reflektiert und aufgegriffen“, erklärte der Künstler. Eine weitere Botschaft nahm die Gruppe auch mit nach Hause: „Mit den Gesichtern, die wir heute gesucht haben, wollte ich euch zeigen, wie Künstler und Künstlerinnen arbeiten. Denn für mich bedeutet Kunst die Welt anders zu sehen, Sachen zu erkennen, die andere auf den ersten Blick nicht sehen. Und genau das habt ihr heute auch geübt.“

An 20. April durfte sich die andere Gruppe mit der laufenden Ausstellung beschäftigen und anschließend eine U-Bahn oder ein Skateboard basteln und gestalten. Der Künstler Götz Drope führte sie zuerst in die Ausstellung, direkt zur Fotografin Martha Cooper, und übergab jedem Kind, ein Skizzenheft: Mit einer kleiner Einführung in ihr Schaffen, zeigte er ihnen, wo Graffiti und Streetart entstanden sind. 

Kurz darauf waren die Kinder nun am Werk und wurden eingeladen, sich ihre Lieblingsmotive aussuchen. So verteilten sie sich in der Ausstellung und zeichneten in ihrem Heft nach, was ihnen gefiel. Diese Motive sollten sie später für den zweiten Teil weiterverwenden. Im Kunstraum wartete auf sie entweder ein Leporello oder ein nachgemachtes Skateboard aus Papier. 

Wie die Graffitis an der New Yorker Subway auf den Fotografien Martha Coopers, konnten die Kinder jetzt mit Schablonenkunst und Stiften ihre eigenen Berliner U-Bahnen mit ihren ausgewählten Motiven gestalten. 

Mit dem Künstler Christian Rothenhagen konnten sich alle Kinder an beiden Tagen im Zeichnen, Stenceln und Sprayen ausüben. Auf einem großen Blatt durften sie ein Motiv malen, mithilfe verschiedender Mitteln: Schraffuren, Strichstärken, Detail-Hervorhebung, Ausarbeitung innerhalb oder außerhalb einer Farbfläche. Von dem Künstler konnten sie lernen, bestimmte Effekte zu gestalten, gestalten, ihre Kreativität zu schulen und freien Lauf zu lassen: Alles kann Vorbild sein – Porträt, Objekt, Architektur. Daraus konnten Sie teilweise ihre eigenen Schablonen erstellen oder vorgefertigte nutzen. 

Dann wurde in einer weiteren Etappe in Kombination mit Form und Fokus gearbeitet. Die Schablonen konnten nun zur Gestaltung eines T-Shirts oder eines Jute-Beutels genutzt werden: Nachdem die Kinder sie wunschgemäß platziert hatten und die Ränder vorsichtig abgedeckt hatten, konnten sie aus wasserbasierten Dosen mit großer Freude das Sprayen üben, den richtigen Winkel und Abstand finden und ihre bunten Kreationen mit nach Hause nehmen.

Zum Abschluss wurde ein Blick auf die Community-Wall der Bülowstraße geworfen und dort einige Techniken erkannt, die an diesem Tag ausprobiert wurden. Auch an überraschenden Stellen, die sie nun zu suchen wussten, fanden die Kinder, zum Beispiel auf Stufen, die Stencils der Osterrallye von JPS. Staunen durften sie auch vor der bunten Stadt Peter Missings und der Mural mit zwei übereinandergelegten Motiven von Insane 51.

Fotos: Olaf Janson/Raufeld Medien und Stiftung Berliner Leben