- Projektraum
- Oktober 10, 2023
Apl315 (geb. 1986 in Odesa, Ukraine) begann in den frühen 2000er Jahren als Graffiti-Writer und hatte bis heute zahlreiche Einzelausstellungen in der Ukraine und im Ausland. Seine Ausbildung ist der Schlüssel zum Verständnis der individuellen Strategie des Künstlers: Als professioneller […]
Apl315 (geb. 1986 in Odesa, Ukraine) begann in den frühen 2000er Jahren als Graffiti-Writer und hatte bis heute zahlreiche Einzelausstellungen in der Ukraine und im Ausland. Seine Ausbildung ist der Schlüssel zum Verständnis der individuellen Strategie des Künstlers: Als professioneller Entomologe, der an der Abteilung für wirbellose Tiere der Staatlichen Universität Odesa ausgebildet wurde, untersucht er die organische Ästhetik und erschafft Bilder, die aus der Ferne wie die Silhouetten von Insekten aussehen.
Während er weiterhin auf der Straße arbeitete, begann Apl315, sich auf neues Terrain zu begeben und zu Post-Graffiti-Praktiken überzugehen. Ab der zweiten Hälfte der 2010er Jahre verwendet er bei der Schaffung neuer Werke auch alternative Medien. In interdisziplinären Kunstprojekten kombiniert der Künstler seinen entomologischen Hintergrund mit seiner neu erworbenen Leidenschaft für archäologische Hobbyforschung und Metalldetektion. In seinem Fall wird der Metalldetektor zu einem künstlerischen Ausdrucksmittel, da die meisten seiner neueren Kunstwerke aus Objekten zusammengesetzt sind, die er auf der Straße, an Stränden und in Parks gefunden hat. Alte Nägel, Münzen und verrostete Dosen erzählen die Geschichten vergangener Tage und verweisen auf das klassische barocke Vanitas-Genre, das sich auf die Vergänglichkeit des Lebens konzentrierte.
Seine jüngsten Projekte sind den Kriegsgebieten in der Ukraine und auf dem Balkan gewidmet. In groß angelegten Multimedia-Installationen stellt er Fragen über die Zerbrechlichkeit der heutigen Ökosysteme und deckt tiefe historische Traumata Ost- und Südmitteleuropas auf.
Über das Projekt
„Current Value“
Unter Verwendung der symbolischen (Schrift-)Sprache, wie sie zwischen Graffiti-Writern verwendet wird, als effektives Beispiel für die erfolgreiche Übermittlung von Informationen, soll der Bezirk Schöneberg im Detail untersucht und als Ort für die Erforschung/Sammlung/Generierung von visuellen Bildern im städtischen Umfeld genommen werden, die herausragenden Ereignissen der vergangenen Epoche gewidmet sind. Forschungsgegenstand sind Objekte des urbanen Bildraums – die deutsche Wappenkultur und ihre Elemente. In dem Bestreben, die eigene visuelle Symbol-/Bild-/Zeichensprache weiterzuentwickeln, werden diese Elemente interpretiert und ihre Informationen durch die Sprache künstlerischer Bilder vermittelt. Der Prozess der Datenübermittlung kann so durch assoziatives Denken beschleunigt werden, indem Barrieren und Zeit für deren Erkennung umgangen werden. Dies eröffnet auch die Möglichkeit einer verbesserten Wahrnehmung von Informationen für ein größeres, unvorbereitetes Publikum.
Fotos: Christian Rückert